Wie man Bettwanzen erkennen und erfolgreich bekämpfen kann
Durch die Globalisierung, den internationalen Handel und die verstärkten Reiseaktivitäten der Bevölkerung erleben Bettwanzen zur Zeit eine Renaissance und sind auch wieder vermehrt in deutschen Haushalten anzutreffen. Oftmals bleibt ein Befall lange Zeit unentdeckt, da es sich bei diesen Insekten um nachtaktive Tiere handelt. Wenn sich die Bettwanzenstiche aber vermehrt durch juckende Hautentzündungen bemerkbar machen, wird es höchste Zeit zum Handeln.
Damit Sie den Parasiten schnellstmöglich Einhalt gebieten können, beantwortet Ihnen dieser Ratgeber die wichtigsten Fragen rund um das Thema Bettwanzen. Sie erfahren z.B. wie eine Bettwanze aussieht, wie Sie einen Befall erkennen können und wie Sie Bettwanzen erfolgreich bekämpfen.
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Was ist eine Bettwanze
Die Bettwanze oder auch Hauswanze (Cimex lectularius ) genannt, ist eine Wanzenart und gehört zur Familie der Plattwanzen. Bettwanzen halten sich bevorzugt an oder in den Schlafplätzen des Menschen auf, um sich von dessen Blut zu ernähren. Aber auch das Blut anderer warmblütiger Tiere, wie zum Beispiel das von Vögeln, Fledermäusen oder das von unseren Haustieren, dient den Insekten als Nahrungsquelle. Bei der Nahrungsaufnahme entstehen die typischen Bettwanzenstiche und das dadurch hervorgerufene Krankheitsbild wird Cimikose genannt.
Die Wanzen sind typische Zivilisationsfolger und gelten als klassische Parasiten, die sich ausschließlich von Blut ernähren. Sie haben kleine Facettenaugen, sind behaart und von rotbrauner Farbe. Erwachsene Tiere werden zwischen 3,8 und 5,5 Millimeter lang, können aber in vollgesaugtem Zustand auch fast einen Zentimeter groß werden. Ihre Hinterflügel haben sich vollständig zurückgebildet und die Vorderflügel sind nur noch als Schuppenreste vorhanden.
Die Lebensweise und Verbreitung der Bettwanze
Ernährung und Verhalten
Besonders heimisch ist die Bettwanze seit dem 17. Jahrhundert in menschlichen Behausungen geworden. Damals wurden die Wohnungen und Häuser der Bewohner, in Bezug auf Luftfeuchtigkeit und Temperatur, immer wanzengerechter. Während dieser Zeit verbreitete sich die Bettwanze sehr stark, sodass man davon ausgehen kann, dass im 17. Jahrhundert nahezu jedes Gebäude, ob Palast oder Stall, von den kleinen Plagegeistern befallen war.
Obwohl die Blutsauger nicht unsichtbar sind, bekommt man sie damals wie heute fast nie zu Gesicht. Tagsüber sitzen sie nämlich in ihren Verstecken hinter Bilderrahmen, Bettgestellen, Leisten, Tapeten, in Matratzen oder in anderen trockenen Spalten und Ritzen. Erst im Schutz der Dunkelheit werden sie von der Wärme ihrer Wirtstiere angelockt und beginnen mit der Nahrungsaufnahme. Diese kann bis zu 10 Minuten dauern und die Bettwanze danach das Siebenfache wiegen.
Haben die Bettwanzen einen Ort gefunden, der ihnen optimale Lebensbedingungen bietet (Temperatur um die 22°C und ausreichend Nahrung), locken sie sich gegenseitig mit der Hilfe von Geruchsstoffen an. Diese Geruchsstoffe werden Aggregationspheromone genannt und entstammen den Wehrdrüsen der Tiere. Diese Kommunikation untereinander, dient der Bildung einer größeren Ansammlung und somit der Sicherung des Fortbestands.
Die kleinen Parasiten haben aber auch sehr gute Überlebensmechanismen entwickelt. So sind erwachsene Bettwanzen z.B. unempfindlich gegen Kälte und können bis zu 40 Wochen komplett ohne Nahrung auskommen. Ein weiteres interessantes Verhalten, welches dem Überleben dient, kann bei Gefahr beobachtet werden. Wird eine Bettwanze durch irgendetwas beunruhigt, sondert sie einen süßlichen Geruch ab, der zum fluchtartigen Zerstreuen der gesamten Bettwanzenkolonie führt.
Fortpflanzung und Lebensdauer der Parasiten
Das alter der Bettwanzen schwankt zwischen 6 Monaten und bis zu einem Jahr. Das Weibchen hat wie alle Plattwanzen, bauchseitig ein taschenförmiges Organ, welches während der Begattung der Spermienaufnahme dient, aber keine Geschlechtsöffnung darstellt. Die Männchen durchstechen mit ihrem Kopulationsorgan an dieser Stelle die Haut der Weibchen, wobei die Spermien in die Leibeshöhle der Weibchen, in die Nähe der Ovarien gelangen. Dort werden die Eier befruchtet.
Ein Bettwanzen-Weibchen legt täglich zwischen ein und zwölf ein Milimeter lange Eier. Dies geschieht über die Geschlechtsöffnung des Weibchens, welche nur zu diesem Zweck bestimmt ist. Während der gesamten Lebensdauer, kann ein Weibchen bis zu 300 Eier abgelegen, welche bevorzugt an rauen Oberflächen angeklebt werden. Dabei wählen sie vor den Blicken verborgene Stellen wie zum Beispiel hinter der Fußbodenleiste, unter einer Tapete, in einer Steckdose, der Naht einer Matratze oder dergleichen mehr.
Nach etwa 14 Tagen schlüpfen aus den Eiern die Larven. Sie durchlaufen fünf Stadien, bis sie nach etwa sechs Wochen zum fertigen Insekt herangewachsen sind. In jedem Entwicklungsstadium müssen sie mindestens einmal Blut saugen und die Umgebungstemperatur darf nicht unter 13 Grad liegen, da sonst keine Entwicklung stattfinden kann.
Verbreitung und Lebensraum
Bettwanzen sind überall auf dieser Welt zu Hause. Im Norden reicht ihr Ausbreitungsgebiet fast bis zum arktischen Polarkreis und auch in den Tropen und Subtropen findet man Unterarten. Selbst in luftiger Höhe ist man vor den Parasiten nicht sicher. In den Alpen hat man noch in 2000 m Höhe Bettwanzen gefunden.
Aber auch wenn man die Bettwanze als Kosmopolit bezeichnen kann, ist ihr Lebensraum stark eingeschränkt. Da sie vom Blut ihrer Wirtstiere abhängig ist, findet man sie in Mitteleuropa hauptsächlich im Wohnbereich des Menschen und den ihn umgebenden Tieren. Nicht ungewöhnlich ist es aber auch, dass man Bettwanzen in den Bauten von Säugetieren und in den Bruthöhlen von Vögeln im Freiland antrifft. So wurden beispielsweise um die 500 Bettwanzen in den Nestern eines Taubenschlags gefunden oder 132 Tiere im Gefieder einer Schwalbe.
Die Geschichte der Bettwanzen
Man nimmt an, dass die Bettwanzen ursprünglich aus Asien oder auch aus dem Mittleren Osten stammen. Jedenfalls plagen sie die Menschen schon sehr lange. Es existieren Aufzeichnungen darüber, wonach bereits vor 4000 Jahren Bewohner von Dörfern in Pyramidennähe, über eine Wanzenplage geklagt haben. Zusammen mit den Menschen haben die Bettwanzen nahezu die gesamte Welt erobert. Seit dem Altertum besiedelten sie auch den Mittelmeerraum und kamen über Handelsreisende schließlich nach Europa. Von dort gelangten sie mit Schiffen auch in die entferntesten Winkel dieser Erde, sodass man heute von einer weltweiten Besiedlung sprechen kann.
Natürlich litten die Menschen während der Weltkriege besonders unter den damaligen, schrecklichen, desaströsen Zuständen. Neben zahlreichen Krankheiten gab es auch viele Bettwanzen, Läuse und Flöhe. In den 50er Jahren waren die Parasiten in den westlichen Ländern aber fast vollständig von der Bildfläche verschwunden. Das Ergebnis brachte man damals auf eine einfache Formel: Da wo Sauberkeit und Hygiene herrschen, haben Bettwanzen keine Chance zu überleben. Das klingt zwar beruhigend und vielleicht auch einleuchtend, leider entspricht das nicht den Tatsachen.
Der starke Anstieg des Parasitenbefalls in den letzten Jahren
In den letzten fünf Jahren tauchten die Bettwanzen in den größten Städten der Welt wieder massiv auf und das ganz unabhängig von den hygienischen Zuständen. Seit 2012 haben sich zum Beispiel die Kammerjägereinsätze in der Schweiz vervierfacht. Betroffen von der Zunahme sind ebenfalls die USA, Kanada, Australien und England. Auch in Deutschland sind die Bettwanzen auf dem Vormarsch. Wenn sie sich erst einmal irgendwo heimisch fühlen, wird man sie nur schwer wieder los.
Die Gründe für eine verstärkte Ausbreitung der Plagegeister
Es gibt vor allem vier Gründe, die man für die Renaissance der Bettwanzen verantwortlich macht. Das ist einmal die Globalisierung und der internationale Handel, wodurch Bettwanzen in alle Länder gelangen können, aber auch der vermehrte Handel von Privatpersonen über das Internet. Über Internetplattformen wie zum Beispiel eBay, werden bedenkenlos Gebrauchtwaren von einem Privathaushalt oder Händler zum jeweiligen Käufer versandt.
Ein weiterer Grund ist Migration und die verstärkte Reisetätigkeit der Bevölkerung in alle Teile der Welt. Die Bettwanzen verstecken sich in den Koffern und den Kleidern und gelangen so in unsere Schlafzimmer, wo sie sich einnisten. Für die Verbreitung genügt ein einziges weibliches Tier, da dieses bereits mehrere befruchtete Eier in sich tragen kann.
Verantwortlich sind aber auch die schlechtere Verfügbarkeit von hochwirksamen Insektenschutzmitteln und der verantwortungsvollere Umgang mit diesen. In den 1930er bis 1980er Jahren haben sich in den Industrieländern die Bettwanzenpopulationen stark verringert. Man nimmt an, dass die Kakerlakenbekämpfung mittels DDT einen großen Beitrag bei der Bettwanzenbekämpfung geleistet hat. Heute verwendet man umweltfreundlichere Insektenschutzmittel und die in bedeutend geringerem Maße.
Der vierte Grund für die Wiedererstarkung der Bettwanzenpopulationen ist deren inzwischen erworbene Resistenz gegen die gängigen Wirkstoffe in den Insektenschutzmitteln.
Woran kann man einen Befall von Bettwanzen erkennen?
Einen Bettwanzenbefall erkennt man vor allem an den Kotspuren, die durch kleine schwarze Tupfen auf der Tapete oder dem Laken auffallen. Oft befinden sich die typischen Flecken auch am Bettgestell oder an anderen gut verstecken Ecken im Wohnbereich. Dazu kommen dann noch die vielen kleinen roten Punkte (Einstichstellen) auf der Haut, die meist dicht nebeneinanderliegen, da die Wanzen mehrmals einstechen.
Häufig kann man die Bettwanzen auch riechen. Wenn sie gestört werden, geben sie mit ihren Stinkdrüsen einen, an die Korianderpflanze und ihren frischen Früchten erinnernden Geruch ab. In der Schweiz hat man schon Hunde auf diesen Geruch dressiert, zur schnellen und sicheren Anzeige eines Bettwanzenbefalls.
Wie gefährlich sind Bettwanzenstiche und wie wirken sie sich aus?
Um an das Blut ihrer Opfer zu gelangen, müssen die Bettwanzen die Haut ihrer Opfer mit den feinen Stechborsten durchstechen. Diese Stiche nennt man Bettwanzenstiche und sie werden von den Betroffenen in den seltesten Fällen sofort bemerkt. Dies liegt an den örtlich betäubenden Wirkstoffen die im Speichel der Bettwanzen enthalten sind und während des Saugvorgangs in die Wunde eingeleitet werden. Dadurch fällt oft nur die stark juckende Hautentzündung am nächsten Morgen auf. Zu diesem Zeitpunkt sind die Wanzen aber schon längst wieder in ihre Verstecke zurückgekehrt.
Da Bettwanzen häufig nicht gleich beim ersten Stich ein Blutgefäß treffen, findet man meist mehrere Einstiche, die in einer Reihe liegen, vor. Der Juckreiz, die Reaktion auf den Stich, wirkt sich bei den Einzelnen unterschiedlich stark aus. Viele Betroffene klagen über einen starken Juckreiz, der länger als eine Woche anhält. Andere bemerken den Juckreiz erst, wenn sie bereits über einen längeren Zeitraum regelmäßig gestochen wurden.
*Weitere Informationen zu den Bettwanzenstichen*
Natürliche Mittel zum Schutz vor Bettwanzen
In Bulgarien und Rumänien war es Sitte, gegen Bettwanzen frisches Bohnenkraut um die Betten zu streuen. Mittlerweile hat man dessen Wirkung nachgewiesen. Die Bohnenblätter haben feine Härchen mit Widerhaken. Wenn die Bettwanzen des Nachts mit ihren behaarten Beinchen darüber laufen, haben sie sich schon nach wenigen Schritten wirkungsvoll verhakt und kommen dann nicht mehr frei. Aber wer hat schon laufend frisches Bohnenkraut?
*Weitere Hausmittel zur Bekämpfung von Bettwanzen*
Womit kann man Bettwanzen bekämpfen?
Mit dem im Handel zu erwerbenden Insektenschutzmitteln sind Bettwanzen nur schwer zu bekämpfen. Da müssen stärkere Insektizide zum Einsatz kommen. Auch das Anbringen von doppelseitigem Klebeband, um die Wanzen zu fangen, bringt wenig. Gegen diese Parasiten helfen nur spezielle Chemikalien, Kälte unter 18 Grad (da leben die Bettwanzen zwar noch, können sich aber nicht mehr fortpflanzen) und Temperaturen über 55 Grad.
Auch die Nester müssen mit Gift besprüht werden, welches danach einige Stunden einwirken muss. Oft muss die Prozedur zwei- oder dreimal wiederholt werden. Alle Dinge, die man waschen kann, sollten in die 60-Grad-Wäsche der Waschmaschine. Auch die Urlaubsgarderobe. Wer eine große Kühltruhe hat, kann Kissen und Koffer auch für zwei Tage in die Kühltruhe legen. Das ist auch wirkungsvoll.
*Die besten Mittel gegen Bettwanzen*
Wann muss man die Hilfe eines Kammerjägers in Anspruch nehmen?
Je früher man die Tiere von Kammerjägern professionell bekämpfen lässt, desto besser ist es. Denn wenn erst schlecht zugängliche Möbel wie Sofas stark befallen sind, kann man diese meist nur noch entsorgen. Meist müssen dabei die Kammerjäger zwei- oder dreimal in einem Abstand von etwa zwei Wochen kommen. Das liegt daran, dass heute manche Wanzenpopulationen bereits gegen einige Bekämpfungsmittel immun sind. Zum anderen sind die Eier für die nächste Generation nur schwer zu vernichten.
Wenn das alles nichts bringen sollte, hilft nur die Erhitzung des Raumes über 55 Grad. Dafür müssen alle Fenster und Türen sorgfältig abgedichtet werden und dann der Raum mit einem extra Heizkörper auf über 55 Grad erhitzt werden. Diese Prozedur ist allerdings sehr aufwendig und auch nicht billig. Erst nachdem die letzte Bettwanze abgetötet ist, kehrt wieder Ruhe ein.
Bettwanzen verabscheuen Gelb und Grün
Wie Forscher der University of Florida in einer Studie festgestellt haben, gibt es einen Zusammenhang zwischen der Farbe der Bettwäsche und deren Besiedlungshäufigkeit. So lieben männliche Bettwanzen vor allem die Farben Rot und Schwarz, während Weibchen vor allem Orange und Violett bevorzugen. Zwar kann sich deren Lieblingsfarbe mit zunehmenden Alter oder durch eine Gruppenzugehörigkeit ändern, aber Gelb und Grün verabscheuen die Blutsauger. Der Grund dafür ist, dass sie sich auf einem Untergrund in diesen Farben schlecht verstecken können. Als einen effektiven Schutz vor Bettwanzen kann man grüne oder gelbe Bettwäsche trotzdem nicht bezeichnen.